Metall-Recycling

Notwendigkeit statt nur Trend

München, 08 Juni ’22

Der Krieg in Osteuropa hat uns deutlich vor Augen geführt, dass Metalle nicht unendlich verfügbar sind und ihre ungleiche Verteilung weltweit zu großer Abhängigkeit führt. Inzwischen kann man bei den Metallpreisen nicht mehr nur von inflationären Tendenzen sprechen, sondern muss inzwischen von einem sich mittelfristig einpendelnden höheren Preisniveau sprechen, das der Angebots-Nachfrage-Situation geschuldet ist.
Denn das Angebot an Kupfer, Nickel & Co. ist mittelfristig begrenzt, da Rohstoffminen ihre Förderkapazitäten nicht von heute auf Morgen ausbauen können und diese nach wie vor durch ökologische Barrieren limitiert und durch politische Entscheidungen beeinflusst werden.

Hinzu kommt, dass viele Minen sich bei den aktuell hohen Energiepreisen nicht mehr rentabel betreiben lassen und dies letztlich zur Schließung führt. Die Erweiterung der Kapazitäten wird Jahre benötigen und das Angebotsdefizit sich weiter verschärfen. Die Nachfrage nach Metallen wird, trotz kurzfristig drohender rezessiver Tendenzen der Weltwirtschaft, weiter zunehmen, wenn sich unsere Welt weiterhin in Höchstgeschwindigkeit den Themen der Elektrifizierung und Technologisierung widmet. Die Frage ist daher: Wie kann diese Nachfragelücke bei Metallen mittel- bis langfristig geschlossen werden?

Der Aufbau von Recyclingkapazitäten für Metalle, speziell für Industriemetalle, stellt hierfür definitiv eine Lösung dar. In China wird deshalb schon seit längerem über den Aufbau von Recyclingkapazitäten für Stahlstaub diskutiert. Mit diesem Schritt möchte man sich unabhängiger von Australien als den wichtigsten Lieferanten für Eisenerz machen. Auch für Kupfer ergibt sich eine Notwendigkeit zum Recycling. Denn der Ausbau der Erneuerbaren Energien steht und fällt nicht nur mit politischen Entscheidungen, sondern auch mit der Verfügbarkeit des roten Metalls. Hier ist die Politik gefragt, durch richtige Entscheidungen dem Recyclinggeschäft nachhaltig den Weg zu ebnen. Wenn nötig durch Subventionen, damit längere Phasen mit gestiegenen Energiekosten (wie aktuell) den Ausbau von Recyclingkapazitäten nicht zum Stillstand bringen. Speziell für die metallverarbeitende Industrie (z.B. Stahlproduzenten) sollte es von großem Interesse sein, eigenständig in solche Recyclingkapazitäten zu investieren, um die eigene Unabhängigkeit von internationalen Rohstoffzulieferern zu erhöhen.

Für Investoren am Aktienmarkt dürfte das Metallrecycling mittelfristig hoch interessant sein, da sie nicht nur ESG-konforme Investmentopportunitäten verspricht, sondern politisch und wirtschaftliche absolut notwendig sein wird.

Artikel von Markus Polz

Head of Asset Management at CM-Equity AG

 

 

 

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